Vorurteile und stereotype Erwartungen können unbewusst die Entwicklung der Kinder prägen und ihre Potenziale nur sehr selektiv fördern oder sogar einschränken. Pädagogische Fachkräfte tragen eine besondere Verantwortung, eigenen Vorurteile zu reflektieren und bewusst dagegen zu steuern, um eine vorurteilsbewusste und inklusive Bildung zu fördern.
Vorurteile und ihre Auswirkungen
Vorurteile wie “Mädchen können gut basteln und Jungen nicht” beeinflussen stark, welche Fähigkeiten Kinder entwickeln. Werden solche Stereotype in der pädagogischen Arbeit unbewusst übernommen, ermutigen wir Mädchen häufiger zum Basteln und Jungen weniger, was zur Folge hat, dass Mädchen tatsächlich besser im Basteln werden und Jungen diese Fähigkeit nicht vollständig entwickeln. Diese Stereotype entstehen oft unbewusst und basieren auf tief verwurzelten gesellschaftlichen Normen und Erwartungen. Umso wichtiger ist die Selbstreflexion zu diesen wichtigen Themen.
Denn: Kindertagesstätten sind keine geschlechtsneutralen Räume. Die Mehrheit der Fachkräfte in Kitas sind (noch) weiblich gelesene Personen, was dazu führt, dass Geschlechteraspekte in der Gestaltung von Räumen, der Kommunikation und im Selbstverständnis der pädagogischen Arbeit eine Rolle spielen. Kinder beobachten und lernen von ihrem Umfeld und übernehmen oft die Geschlechterrollen, die sie bei den Erwachsenen sehen. So werden, wenn es sie denn gibt, an männliche Erzieher ebenfalls oft noch stereotype Erwartungen gestellt: Sie werden beispielsweise als ideal für technische Aufgaben oder für das Fußballspielen mit den Kindern gesehen. Solche Stereotype verstärken traditionelle Geschlechterrollen und verhindern eine gleichberechtigte Entwicklung. Es ist wichtig, dass wir diese Stereotype erkennen und bewusst dagegen steuern.
Stereotype durchbrechen
Für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren sind Geschlechterfragen besonders spannend. In dieser Entwicklungsphase entdecken sie Geschlechterunterschiede und stellen fest, dass viele Aspekte ihrer Umwelt als “männlich” oder “weiblich” kategorisiert werden. Wie Erwachsene diese Prozesse begleiten, ist entscheidend dafür, dass Kinder sich gut und vielfältig entwickeln können. Es ist unsere Aufgabe, ihnen zu zeigen, dass ihre Fähigkeiten und Interessen nicht durch ihr Geschlecht begrenzt werden.
Es ist ermutigend zu wissen, dass Vorurteile an Bedeutung verlieren können, wenn Kinder erfahren, dass sie nicht stimmen. Beispielsweise setzen sich viele Jungen oft und leidenschaftlich an den Basteltisch, und viele Mädchen spielen lieber mit der Parkgarage als mit der Puppe. Diese Beobachtungen machen deutlich, dass Interessen und Fähigkeiten nicht durch das Geschlecht bestimmt werden, sondern durch individuelle Vorlieben und Talente.
Praktische Tipps für Erziehende
Angebotsvielfalt
Stellt sicher, dass alle Kinder Zugang zu einer Vielzahl von Aktivitäten haben, unabhängig von ihrem Geschlecht. Bietet Bastelprojekte, Bau- und Konstruktionsspiele, Rollenspiele und sportliche Aktivitäten gleichermaßen für alle an.
Ermutigung und Bestärkung
Ermutigt die Kinder, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren, und bestärkt sie in ihren Bemühungen, unabhängig davon, ob diese den traditionellen Geschlechterrollen entsprechen oder nicht.
Bewusste Sprache
Achtet auf eine geschlechtsneutrale Sprache und vermeidet stereotype Aussagen wie “Mädchen basteln besser” oder “Jungen sind besser im Bauen”. Dies hilft, unbewusste Vorurteile abzubauen.
Vorbildfunktion
Seid Euch Eurer Rolle als Vorbild bewusst und zeigt durch Euer eigenes Verhalten, dass Fähigkeiten und Interessen nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Wenn Kinder sehen, dass Erwachsene diese Werte leben, übernehmen sie diese leichter. Entsprechende Haltungen können bzw. sollten durch Fortbildungen und Supervision weiterentwickelt werden.
Elternarbeit
Arbeitet eng mit den Eltern zusammen und sensibilisiert sie für die Bedeutung einer vorurteilsfreien Erziehung. Eltern sind wichtige Partner in der Entwicklung der Kinder und können viel dazu beitragen, stereotype Vorstellungen zu durchbrechen.