Starke Wurzeln, weite Flügel – Kinder mit Behinderung stärkend begleiten

Jedes Kind verdient es, selbstbewusst aufzuwachsen. Doch Kinder mit Behinderung werden oft mit einer Mischung aus Schutzinstinkten, Fördergedanken und gesellschaftlichen Vorurteilen konfrontiert, die ihnen nicht immer guttun. Wie können wir sie stärken, ohne sie zu „überhöhen“ oder zu bevormunden? Und welche Rolle spielen Vorbilder, Sprache und Medien dabei?

„Das besondere Kind“ – Ein liebevoller Fehler

Viele Eltern bezeichnen ihr Kind mit Behinderung als „besonders“. Natürlich ist das liebevoll gemeint. Aber diese Bezeichnung trägt oft ungewollt zur Ausgrenzung bei. Ein Kind, das ständig als „besonders“ oder „anders“ beschrieben wird, verinnerlicht das. Es lernt: Ich gehöre nicht wirklich dazu.

Andere Kinder sind „einfach nur Kinder“, aber das eigene Kind ist „das besondere Kind“ – das kann das Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstverständlichkeit massiv beeinträchtigen. Stattdessen sollten wir allen Kindern das Gefühl geben: Du bist genauso Teil der Gesellschaft wie alle anderen. Du hast ein Recht darauf!

Besser: Sag deinem Kind nicht, dass es „besonders“ ist – sondern, dass es einfach „es selbst“ ist. Und dass es so richtig ist, wie es ist.

Überbehütung: Wenn Fürsorge bremst

Viele Eltern von Kindern mit Behinderungen haben die Sorge, dass ihr Kind in der Welt nicht bestehen kann. Also schützen sie es. Vielleicht unbewusst. Sie nehmen ihm Entscheidungen ab, vermeiden Herausforderungen, verhindern Risiken.

Doch was ist die Folge? Das Kind lernt: Man traut mir nichts zu. Ich kann das nicht.

Wir alle brauchen Erfahrungen, um zu wachsen – auch negative. Kinder müssen stolpern dürfen, um zu lernen, wie man wieder aufsteht. Ein ständiges Sicherheitsnetz aus Angst, es könnte scheitern, verhindert das.

Frage dich als Elternteil oder erziehende Person:

  • Warum traue ich meinem Kind das nicht zu?
  • Welche meiner eigenen Ängste projiziere ich auf mein Kind?
  • Wie kann ich ihm helfen, Dinge selbst auszuprobieren, anstatt sie ihm abzunehmen?
  • Warum darf es nicht auch scheitern?

Ein Kind mit Behinderung wird stark, wenn es erlebt, dass es selbst etwas bewirken kann. Selbstvertrauen wächst nicht durch Schutz, sondern durch Erfahrungen und Erfolgsmomente – und auch durch die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen.

Role Models: Warum Vorbilder wichtig sind

Wenn ein Kind niemanden kennt, der so ist wie es selbst, kann es sich oft schwer vorstellen, welche Wege möglich sind. Rollenvorbilder sind enorm wichtig, um zu zeigen: Es gibt Menschen wie mich, die ihren Weg gehen!

Früher gab es kaum behinderte Figuren in Büchern, Serien oder Spielzeug. Heute sind wir einen Schritt weiter:

Bücher:

  • „Vielleicht“ (Kobi Yamada) – Ein Buch über Potenzial und Selbstvertrauen
  • „What Happened to You?“ (James Catchpole) – Eine Geschichte aus der Perspektive eines Kindes mit Behinderung
  • „Ich so – du so“ (Beltz & Gelberg) – Ein inklusives Kinderbuch über Vielfalt

Serien:

  • Peppa Wutz – Mit Mandy Maus, einem Charakter im Rollstuhl
  • Sesamstraße – Die neue Figur Elin, ein Mädchen im Rollstuhl, das einfach dazugehört
  • Raising Dion – Ein Superhelden-Kid mit einer besten Freundin im Rollstuhl, ganz ohne Mitleidsstory

Spielzeug:

  • LEGO-Figuren im Rollstuhl
  • Barbie-Puppen mit Beinprothesen oder im Rollstuhl
  • Hot Wheels RC Wheelz – Ein ferngesteuerter Stunt-Rollstuhl

Diese Figuren zeigen: Behinderung ist normal. Sie ist ein Teil der Gesellschaft, nicht die tragische Hauptstory.

Wie wir Kinder empowern können – Do’s & Don’ts

  • Zeig dem Kind, dass es gut ist, wie es ist.
  • Gib Rückhalt und verteidige es, wenn es diskriminiert oder schlecht behandelt wird.
  • Nimm seine Ängste und Sorgen ernst. Immer.
  • Lass das Kind mitentscheiden – es hat eine Stimme!
  • Ermutige es, sich auszuprobieren. Kein Kind sollte sich nur über Leistung und Erfolge definieren müssen.

Do’s (speziell für Kinder mit Behinderung)

  • Achte auf Privatsphäre! Medizinische Infos sind keine Anekdoten für Fremde.
  • Gib dem Kind Raum zur Selbstständigkeit, auch wenn es für dich Mehraufwand bedeutet.
  • Erkenne und benenne Barrieren. Es tut gut, Probleme offen anzusprechen und nicht alleine damit zu sein.
  • Lass dein Kind selbst entscheiden, was es sich zutraut. Bestärke und unterstütze dein Kind ergebnisoffen. Hilf ihm, seine Grenzen selbst herauszufinden. Kein Mitleid, kein „Du musst besser sein als andere“.

Don’ts (Was wir vermeiden sollten)

  •  Kein „Inspiration Porn“ – Kinder mit Behinderung sind nicht „tapfer“, nur weil sie existieren. Sie sind nicht dazu da, anderen zu Zufriedenheit und Motivation zu verhelfen.
  • Kein Leistungsdruck! Niemand muss „besser sein als andere“, um dazuzugehören.
  • Kein Kleinreden der Behinderung. Es ist okay, wütend auf Barrieren zu sein.
  • Kein ständiges Herausstellen der Behinderung. Das Kind ist nicht „besonders“, es ist einfach ein Kind.

Fazit: Sei ein Ally für dein Kind!

Kinder mit Behinderung sind keine „Superheld*innen“, aber auch keine Tragödien. Sie sind einfach Kinder – mit Herausforderungen, Stärken, Träumen.

Unsere Aufgabe als Erwachsene ist es, sie zu bestärken, nicht sie zu definieren. Sie zu ermutigen, nicht sie zu schützen. Ihnen starke Wurzeln zu geben – und Flügel, mit denen sie so weit fliegen können, wie sie wollen.

Und: Jedes Kind verdient Empowerment, Liebe und Akzeptanz. Kein Kind ist „besonders“. Alle Kinder sind einzigartig.

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