Bunt ist schön: Zwischen den Farben der Welt

Braut und Bräutigam posieren in Matching Outfits: rosa Seidenhemden und (beide!) tragen einen aufwendig verzierten Wickelrock. Auf ihren Köpfen thronen mit Strasssteinen besetzte Diademe. Wer jetzt glaubt, wir befinden uns auf einer hippen Berliner Hochzeit, der täuscht sich. Wir sind auf einer traditionellen Hochzeitsfeier in Myanmar, einem südostasiatischen Land, aus dem mein Vater stammt. Dort tragen sowohl Männer als auch Frauen den Longyi, einen bunten Wickelrock.

Dieses Bild schießt mir durch den Kopf, wenn ich an Farben, Identitäten und meine Herkunft denke. Doch auch in der prallen, genderfluiden Farbenwelt Südostasiens gibt es immer noch festgelegte Rollenbilder.

Als Kind asiatischer Einwanderer in Deutschland bin ich mit einem bunten Mix aus Traditionen und modernen Einflüssen aufgewachsen. Während meine Eltern mich immer ermutigt haben, selbstbewusst zu sein, spürte ich doch die subtilen Unterschiede in der Behandlung von Mädchen und Jungen. In asiatischen Familien sind Mädchen oft die braven, fleißigen und bescheidenen Kinder, die stets hübsch und gepflegt aussehen sollten. Nun ja, zumindest mit Letzterem hatte ich als Kind meine helle Freude.

Rosafarbene Kleidung, Schleifen und Puppen – das war meine Welt. Ich liebte die Zartheit dieser Farben, das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Ich erinnere mich noch gut an meine handgeschneiderten Kleider aus Taiwan – ein Traum aus dunkelrotem Samt und drei Unterröcken. Heute sind mein Mann und ich, wie alle Eltern, bestrebt, unserem Kind eine Welt voller Möglichkeiten zu eröffnen. Eine Welt, in der unsere Tochter frei ihre Interessen entdecken und ihre eigene Identität entwickeln kann. Doch auch ich stehe vor Herausforderungen. Denn meine eigene Erziehung und kulturelle Herkunft prägen meine Sichtweise.

Zu sehen sind die Eltern von Nanja Oedi als Hochzeitspaar in Matching Outfits: rosa Seidenhemden und (beide!) tragen einen aufwendig verzierten Wickelrock. Auf ihren Köpfen thronen mit Strasssteinen besetzte Diademe.

Kulturelle Perspektiven auf Farben und Geschlechterrollen

Wenn ich an meine eigene Herkunft denke, fällt mir auf, wie unterschiedlich Kulturen mit Farben und Geschlechterrollen umgehen. In meiner Kindheit wurde mir sowohl von der asiatischen Diaspora als auch der deutschen Gesellschaft das Gefühl vermittelt, dass es klare Vorstellungen gab, was für ein Mädchen angemessen ist. Doch wenn ich an meine Großeltern in Myanmar denke, sehe ich ein ganz anderes Bild. Die Farben des Longyis sind bunt und können sich in ihrer Musterung unterscheiden, aber die Grundform des Kleidungsstücks ist für alle Geschlechter gleich. In Indonesien sind farbenfrohe Batikmuster mit ihren verspielten Blumenornamenten bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt. Und in Thailand schmücken sich sowohl Prinzen als auch Prinzessinnen aufwendig mit Haar- und Körperschmuck. Diese kulturellen Unterschiede zeigen uns, dass unsere Vorstellungen von Farben und Gender nicht universell sind.

Bei unseren Spaziergängen über die taiwanesischen Nachtmärkte ertappe ich mich dabei, wie ich immer wieder vor diesen niedlichen, verspielten Haarklammern und rosa blinkenden Minirucksäcken stehenbleibe, die es nirgendwo gibt außer in Asien. Auch das ist Teil unserer Kultur. Cuteness at its best und Kitsch wohin das Auge reicht. Aber ich liebs, und ich fühle mich an meine Kindheit erinnert. Bevor ich nun kräftig zulange, wird mir klar, dass unsere 4-Jährige ein Recht auf eine eigene Meinung hat. Kinder sind neugierig und offen für alles. Und so frage ich sie einfach, was ihr gefällt. Ihre Antworten sind oft überraschend und wechseln ständig. Es ist schön zu sehen, wie ihr Geschmack sich ändert und sie ihre eigene Identität entwickelt.

Zugegeben, mit der asiatischen Familie geht diese „Sag-einfach-ob-es-dir-gefällt“-Taktik nicht immer auf. Wenn meine Verwandten unserer Tochter typisch „mädchenhafte“ Geschenke machen, nehme ich es einfach gerne an. Ich weiß, dass sie es gut meinen und dass diese Geschenke mit liebevollen Erinnerungen verbunden sind. Und oft gefallen diese Dinge unserer Tochter, weil es sie hier in Deutschland nicht gibt.
Und auch wenn vielleicht nicht jede traditionelle Kindertracht Einzug in den Kleiderschrank erhält, so bewahre ich sie doch immer als Andenken auf, zeige sie unserer Tochter und erinnere mich und sie gerne an die Geste der Zuneigung. Und daran, wie vielfältig unsere Welt ist und wie wichtig das ist. Denn Vielfalt macht unsere Leben erst richtig bunt. Und bunt ist schön.

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