Alles startet mit einer Geschichte

Ein illustiertes, grünes Chamäleon auf weißem Hintergrund mit großen Augen und einem Lächeln im Gesicht

„Grün, grün, grün sind alle meine Kleider, grün, grün, grün ist alles was ich hab.“, „Mein Hut der hat drei Ecken, drei Ecken hat mein Hut.“ „Was zieh ich an, was zieh ich an, damit man mich gut sehen kann?“

Kinder laufen gemeinsam über eine Wiese

– na, hast du jetzt auch einen Ohrwurm von einem Lied aus deinen Kindheitstagen? Während ich diese Zeilen schreibe und leise mitsumme, wird mir bewusst: Die Auswahl an Songs über Kinderkleidung und ihre Farben ist so vielfältig, wie auch das Angebot durch die Kleidungsindustrie und ihre Klischees in unseren Köpfen. Deswegen möchte ich dich mit dieser Kolumne heute nicht nur in deine Kindheitstage zurückversetzen, sondern auch zum Umdenken anregen.

Der Ohrwurm wird nun immer leiser und ich springe in Gedanken etwa 1,5 Jahre zurück – zum Sommer 2022, als ich im 6. Monat schwanger war: Mein Mann Hannes und ich haben uns relativ viel Zeit gelassen, Pippas erstes Kleidungsstück zu kaufen. Auf der einen Seite dachten wir, es soll etwas ganz Besonderes sein und eine kleine Geschichte erzählen. Auf der anderen Seite hatten wir natürlich auch Angst, zu früh etwas zu kaufen, weil wir bis zu diesem Zeitpunkt schon so viel in Bezug auf den Kinderwunsch hinter uns hatten, dass es vielleicht Unglück bringen könnte. In unserem Sommerurlaub in Norwegen sollte es dann soweit sein: Der Bauch war als kleine Murmel sichtbar und unser Gefühl hat gesagt, dass wir bereit sind und es auf uns zukommen lassen können. So haben wir nach dem Besuch einer Ai Weiwei Ausstellung im Museumsshop am wohl schönsten Ende der Welt in Henningsvær auf den Lofoten Pippas erstes Kleidungsstück gefunden: ein Norwegerpulli aus Bambus. Die Inhaberin des Museums und ihre Mitarbeiterin schwärmten von dem Body und erzählten uns, dass auch ihre Enkel*innen alle einen besitzen. Und da hatten sie natürlich Hannes und mich und wir somit unser erstes Stück mit einer besonderen Geschichte. Inzwischen ist Pippa leider aus dem Body rausgewachsen, aber der Body ist natürlich in ihrer Erinnerungskiste gut verstaut.

der Norwegenstrampler

Habt ihr euch in der letzten Minute ein Mal gefragt, welche Farbe der Body wohl hatte? Rosa oder Blau? Ich denke nicht und das zeigt, dass doch bei Erinnerungen und Geschichten im Kopf, die Farben zweitrangig sein können. Und wenn sie ganz klar sind, dann festigen sie eher die Erinnerung und die Gefühle an die Situation. Wie eine Art Schärfen der Lebenslinse, was eine sehr schöne Kraft meiner Meinung nach ist, weil sie unterstützend, ja kräftigend ist. Wie dieses Erinnerungsbild aussieht, liegt allein an uns. Ich verbinde auch in meiner Kindheit so viele Erinnerungen mit Kleidungsstücken und da ist die Erinnerung vorrangig und nicht die Farbe. Wie mein Einschulungskleid oder meine Strumpfhose mit den Schmetterlingen, die mir meine Mama gekauft hat, als wir bei meinen Großeltern zu Besuch waren. Beide Teile waren übrigens Lila. Beide Geschichten zaubern mir stets ein Lächeln ins Gesicht und dieses Gefühl möchte ich mir für immer bewahren – und solche Momente möchte ich unserer Tochter auch für ihr Leben schenken, egal wie alt sie ist. 

Meiner Auffassung nach definiert nicht der Preis oder ein bestimmtes Label, ob ein Kleidungsstück besonders ist, sondern wenn wir es gezielt kaufen und eine Geschichte mit ihnen verbinden. Ein neues Teil im Kleiderschrank muss außerdem nicht immer neu gekauft, sondern kann auch gebraucht oder geliehen sein. So haben wir die Möglichkeit, Geschichten und womöglich wertvolle Momente anderer Personen weiter zu erzählen – wie eine Art Märchen, das sich von Generation zu Generation trägt.

Natürlich sind bis zur Geburt von Pippa und danach auch viele Sachen hinzugekommen, zu denen wir keine besondere Geschichte haben. Worauf wir immer achten, ist ein großes Farbspektrum bei Sachen. Denn je zurückhaltender Hannes und ich bei den Farben unserer eigenen Kleidung sind, umso farbenfreudiger sind wir bei Pippa. Und ich liebs! Vielleicht sollten Hannes und ich auch mal mutiger bei uns sein, denn Maischip- oder Babykeksflecken sind eher Endgegner für einfarbige und vor allem Schwarze Kleidung. Also her mit den Farben und bunten Mustern auch bei uns Eltern!

Kleider sind für alle da

Was mir beim Thema Shopping für Kinder so oft auffällt und mich zum Kopfschütteln bringt, sind Kindershops und ihre Kategorien und Suchfilter – ob online oder im stationären Handel. Vor Pippa habe ich das gar nicht so sehr wahrgenommen und ich bin so froh, dass sie mir auch hier einen anderen Blick auf die Dinge gibt. Klar müssen Kund*innen in Windeseile selektieren können, weil die Auswahl oft groß ist, aber es gibt doch so, so, so viele andere Kategorien wie Alter, Größe, Anlässe, Jahreszeiten oder Lieblingsfarben vom Shop – warum muss es immer erst mal Junge oder Mädchen sein? Hier ist ja der Kreativität keine Grenze gesetzt. Das trifft natürlich auf alle Altersgruppen zu. Denn nicht nur Farben sind für alle da, sondern auch Kleider, Latzhosen, Blusen und und und. Die Designerin Julia Wallner hat vor ein paar Wochen in einem Interview erzählt, dass sich in unserem Straßenbild immer mehr ein Unisex-Look durchsetzen wird, also Gender Fluidity* und somit eine grenzenlose Freiheit in der Modeszene. Ihrer Meinung nach werden in Zukunft Kleidung und Accessoires immer geschlechtsneutraler, egal was die Gesellschaft von einem erwartet. Und die wunderbare Entwicklung nehme ich auch bei kleinen Kinderlabels wahr, die ausschließlich Unisex-Kollektionen verkaufen. Als ich vor ein paar Wochen an einem kleinen Shop von genau so einem Unisex-Label für Kids vorbeigelaufen bin, konnte ich nicht widerstehen und schwups stand Pippas Outfit für ihren ersten Kitatag fest. 

Diese genderneutrale Herangehensweise wünsche ich mir auch bei allen anderen kleinen und großen Brands, genauso wie das Umdenken in den Köpfen der Gesellschaft. Seit Pippas Geburt wird sie aufgrund ihrer Outfits fast täglich für einen Jungen gehalten. Erstens fühle ich bis jetzt einfach keine Kleider bei Pippa und beim Drehen, Krabbeln und Robben sind sie doch auch äußerst unpraktisch. Plus bei zu vielen Knöpfen wie bei Blusen fehlt uns und auch Pippa auf dem Wickeltisch die Geduld. Und zweitens liebe ich Farben und kombiniere sie bei Pippa in allen erdenklichen Kombinationen. Nach den letzten Zeilen habe ich schon wieder das Gefühl, mich zu rechtfertigen, da muss bei mir endlich auch ein Umdenken im Kopf her. Denn es gab auch schon Tage, an denen ich Pippa ein Allover-Rosa Outfit angezogen habe (ich mag Rosa in all seinen Nuancen sehr) und innerlich gedacht habe „Heute sehen ja wohl alle, dass du ein Mädchen bist.“. Also: Der erste Vorsatz für 2024 steht!

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Kleider machen Leute

Wie auch bei uns Erwachsenen drücken wir mit der Kleidung etwas aus, ja setzen eine Botschaft oder drücken Gefühle aus. Bei Networkingevents oder Konferenzen trage ich gerne bunte Kleider oder auch Jacken oder Mäntel, weil ich gemerkt habe, dass ich als kleiner Farbtupfer schneller ins Gespräch komme und Farben geben mir auch auf eine Art und Weise ein selbstbewussteres Gefühl. Ich habe es mir auch vor ein paar Jahren angewöhnt, an Tagen, an denen es mir nicht so gut geht, mein Lieblingskleidungsstück, bei mir ist es ein buntes Kleid, anzuziehen. Wie ein kleines Statement an mich selbst. Bei Pippa sind es oft Anlässe, die meine Kreativität bei ihren Outfits rauskitzeln. Zum Beispiel durfte bei Pippas erstem Besuch im Nürnberger Tierpark mit ihren Großeltern der Sonnenhut mit Tieren nicht fehlen. Oder meine Eltern hatten vor zwei Wochen ihre Abschiedsfeier in den Ruhestand und das Maskottchen ihrer Firma war eine Feuerwehr. Ihr könnt euch denken, wer einen Pulli mit einer Feuerwehr an diesem Tag getragen hat? Natürlich zieht auch Pippa die meisten Tage Sachen an, die praktisch und schnell angezogen sind, denn wir müssen uns nichts vormachen: Oft ist es das Anziehen am Morgen oder auch gerne tagsüber nach den Mahlzeiten eine Art Kampf und ich bin froh, wenn sie überhaupt etwas an hat. Und wenn sich dann eine fremde Person an genau so einem Tag, einen aus meiner Sicht unnötigen Spruch über Jungs und Mädchen, nicht verkneifen kann, bin ich besonders dünnhäutig. Die Frage „Wie heißt dein Kind?“ finde ich persönlich auch eine bessere Smalltalk-Einstiegsfrage für Eltern als nach dem Geschlecht.

Her mit den Tränen

So viel Freude wie mir die Auswahl an Pippas Klamotten oft macht, übrigens ist Hannes da zum Glück gleich einfallsreich wie ich, umso emotionaler fand ich es, die ersten Sachen auszusortieren, als sie zu klein waren. Der Schmerz nimmt mit jeder Kleidergröße etwas ab, aber weg ist er bis jetzt nicht. Vor allem bei Lieblingsteilen, Klamotten mit der oben beschriebenen Geschichte oder von mir oder meiner Mama selbst genähten und -gestrickten Teilen blutet mein Herz sehr. So saß ich schon oft in Pippas Zimmer und musste die Größenetiketten für die Kartons noch einmal schreiben, weil sie von meinen Tränen verschmiert waren. Mein Rezept dagegen: Nicht nur her mit neuen Lieblingsteilen, sondern vor allem die zu kleinen Sachen an Freund*innen mit Nachwuchs weiterverleihen und mich dann über die Bilder freuen.

Genau mit dem Gedanken des Weitergebens und Kreieren von neuen Erinnerungen möchte ich heute mit einem Lächeln im Gesicht meine Kolumne beenden und zwei Fragen an dich stellen: Was ist das Kleidungsstück, an das du dich als Erstes aus deiner Kindheit erinnerst? Und ist die Farbe ganz klar in deinem Kopf?

Ich freue mich schon auf meine nächste Kolumne,

deine Franzi

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